2. ERFA 2020: Auch bei Modul II stand der “Hausverstand” im Fokus

Der zweite Termin der diesjährigen ERFA-Reihe fand erneut in Begleitung von Bianca Goldmann (Goldmann Transformations) unter dem Themenschwerpunkt „Hausverstand – die neue Lust am eigenen Denken“ statt. Gemeinsam erarbeiteten die Ausbildenden Rahmenbedingungen zur Förderung von Hausverstand in der Ausbildung. Das Inhaltsprotokoll des ERFA sowie das Fotoprotokoll von Bianca Goldmann können gerne heruntergeladen werden.

Erfahrungsaustausch für Ausbildende mit Lehre im WalgauErfahrungsaustausch für Ausbildende mit Lehre im Walgau

 

Grundlage: 4 Handlungsfelder

  • Growth-Mindset: Nicht nur das Ergebnis, sondern der Weg / die Entwicklung zählt
  • Vertrauen: Vertrauen ist die Grundlage für Entwicklung
  • Emotionale Intelligenz: Wahrnehmen – Verstehen – Beeinflussen
  • Experimente: Durch Ausprobieren und Fehler kann sich Hausverstand entwickeln

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Spannende Inhalte – “Kommunikation” als kritischer Punkt 

Oft herrscht Unsicherheit, wie man richtig kommuniziert. Auf beiden Seiten herrscht Frust, weil Infos nicht ankommen oder Anweisungen falsch verstanden werden. Das Wissen, WIE, WO und WARUM dies passieren kann, ist notwendig, um an Kommunikationsproblemen arbeiten zu können. Verschiedene Konzepte kommen hier zum Tragen.

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  • Das Sender-Empfänger-Prinzip

Jeder kennt es: man spricht miteinander, erklärt etwas und baut auf ein gemeinsames Verständnis auf, das jedoch oft nicht leicht aufzubauen ist. Das liegt auch daran, dass 20% der Kommunikation auf Sachebene stattfinden und 80% auf Beziehungsebene – womit gewisse Herausforderungen einhergehen. Es ist wichtig, die Perspektive des Anderen zu übernehmen und ehrlich zu kommunizieren, denn Gestik und Mimik sagen alles aus, auch wenn man nichts sagt. Auch wichtig: Jeder sieht die Welt durch seine eigene “Brille”, die durch unsere Erlebnisse und unsere Wahrnehmung geprägt ist. Wenn man das im Hinterkopf behält, funktioniert Kommunikation besser.

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  • Die vier Seiten einer Nachricht 

Beim Sprechen und Zuhören kommen die individuellen Eigenschaften zum Tragen; jeder “sagt” und “hört” mit gewissen Schwerpunktsetzungen. Wenn man dies in der Kommunikation berücksichtigt und seine eigenen Muster hinterfragt, können viele Missverständnisse verhindert werden.

  • Sachebene: Die Aussage ist ein Hinweis eine Info über den Zustand.
  • Appell: Die Aussage soll eine Handlung auslösen; hier: auf die Bremse gehen.
  • Beziehung: Die Aussage wird auf die Beziehungsebene gestellt.
  • Selbstkundgabe: Die Aussage sagt etwas über den Sender aus.

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  • Frage-Arten

Im ersten ERFA haben wir gesehen, dass es sinnvoll sein kann, statt der richtigen Antwort eine Rückfrage zu geben, um den Lehrling zum Denken anzuregen. Es gibt unterschiedliche Frage-Arten passend für Typ und Situation:

  • Wie-Fragen = offene Fragen: Herausfordernd, aber wichtig, um Jugendliche zum Nachdenken anzuregen.
  • Hypothetische Fragen: Gut zur Entwicklung neuer Ideen / Perspektiven, z.B. “Stell dir vor… was würdest du tun?”
  • Alternativ-Fragen: Geschlossene Fragen mit konkreten Möglichkeiten, z.B. “Findest du Variante A oder B besser?”
  • Geschlossene Fragen / Ja-Nein-Fragen: Führen zu Handlungen / Entscheidungen, z.B. “Verstehst du das?”
  • Skalierungsfragen: Geeignet zur Selbsteinschätzung / Aufzeigen von Fortschritt und Bestärkung, z.B. “Was haben wir schon erreicht?” Basis für “WIE-Fragen”, z.B. „WAS brauchst du, damit du jetzt weiterkommst?“
  • Suggestivfragen: Frage nimmt Antwort vorweg, z.B. „Du weißt, dass das eine dumme Idee ist, oder?“ Diese Frageart sollte eher vermieden werden, weil der Gegenüber sich womöglich bloßgestellt und manipuliert fühlt.

Wichtig: es gibt nicht die eine Fragenart. Es ist jedoch sinnvoll, auf die „Wie-Fragen“ hin zu arbeiten, da die Lehrlinge hier am besten ins Denken und Tun kommen.

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  • Das Grow-Modell: Ziel – Situation – Optionen – TUN

Dieses Modell ist auf das Wachstum und die Ausbildung von Hausverstand ausgerichtet und bildet unterschiedliche Phasen auf dem Weg dorthin ab.

  • Zieldefinition: Wo will ich hin? Da zuerst das Ziel und nicht das Jetzt definiert wird, bietet das Modell viel Offenheit.
  • Abbildung der Realität: Was ist das aktuelle Problem, woran wollen wir arbeiten?
  • Möglichkeiten: Alle Möglichkeiten sammeln, ohne zu verwerfen. So kommt man ins Denken und bleibt offen.
  • Entscheidungen: Planung der ersten Schritte, passend zu Ressourcen und Zielen.

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  • Die Definition von Zielen: das SMART-Modell

Damit Ziele akzeptiert werden, sollten sie möglichst gemeinsam festgelegt werden und diese Kriterien erfüllen:

S          = spezifisch:  Was genau soll erreicht werden, damit das Ziel als erfüllt gilt? (Soll-Zustand).

M         = messbar: „Ich möchte meine Bearbeitungszeit / meine Note um X verbessern“.

A          = attraktiv: Das Ziel muss für die Person attraktiv / sinnstiftend / sinnvoll sein.

R          = realistisch: Das Ziel muss erreichbar sein, sollte also nicht zu hoch gesteckt werden (Frust).

T          = terminiert: Das Ziel braucht einen Zeitbezug, also ein konkretes Enddatum.

Wichtig ist v.a. die Attraktivität / Sinnhaftigkeit. Für viele genügt dieses Kriterium, andere brauchen mehrere.

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  • Feedback

Eine gut gelebte, positive Feedback-Kultur ist einer der wichtigsten Faktoren für die Bindung von Mitarbeitern im Unternehmen. Vorsicht: nicht jedes Feedback ist gut / sinnvoll:

  • Über Stärken und Schwächen (=Lernmöglichkeit) sprechen. Nur negatives Feedback fruchtet nicht.
  • Konkret auf Tätigkeit, nicht Person bezogen: “Du machst XY nicht so gut“ statt „Du bist nicht gut darin“.
  • Die Nutzung von „Ich-Botschaften“ ist sinnvoll, z.B. „ich würde…“, „ich finde, dass…“
  • Feedback soll wohlwollend sein. Es ist keine Gelegenheit, um den eigenen Grant loszuwerden.
  • Feedback soll zeitnah nach, aber nicht innerhalb der kritischen Situation erfolgen.
  • Feedback muss vertraulich behandelt werden.
  • Feedback sollte zweiseitig sein. Auch der Lehrling darf ohne Angst vor Konsequenzen Probleme ansprechen.
  • Feedback ist ein Geschenk! Der Lehrling merkt, dass er ernst genommen und geschätzt wird.

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  • Sonstige Tipps aus Diskussion
  • Lehrlinge mit Fragen nicht bloßstellen / beleidigen, aber trotzdem für Klarheit sorgen.
  • Zeit nehmen / geben: zum Erklären, zum Ausprobieren. Die meisten machen einen schweren Fehler nur einmal.
  • Erfahrungen zulassen, auch wenn sie manchmal schmerzhaft sind.
  • Anregen, Hausverstand zu üben: „Stell dir vor, ich bin krank und es muss morgen fertig sein. Was machst du?“
  • Nicht von den Schwächsten auf die Gesamtheit schließen, aber akzeptieren, dass manche es nicht schaffen.
  • Beim Erklären neue Wege gehen, von den eigenen Mustern abweichen und fremde Perspektive übernehmen.
  • Auf die Chemie achten und ggf. auch mal einen anderen Ausbilder / Lehrling erklären lassen.

Sämtliche Inhalte und alle Fall-Beispiele der Arbeitsgruppen sind in unserem Inhaltsprotokoll einsehbar! 

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Wir sagen DANKE 

Wir bedanken uns herzlich bei Bianca Goldmann für die professionelle Begleitung und natürlich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Dass ihr auch nach einem so langen Arbeitstag noch mit großem Engagement bei unserem Erfahrungsaustausch dabei wart, ist nicht selbstverständlich und zeugt von eurem großartigen Einsatz für die Ausbildung in euren Unternehmen. Vertreten waren folgende Firmen:

  • Bertsch Energy
  • Josef Feuerstein Tischlerei
  • Karl Gabriel Baumeister / Tomaselli Gabriel Bau
  • lins dach & fassade
  • Reisch Maschinenbau
  • SCHMIDT’S Handelsgesellschaft
  • Summer Installationstechnik
  • Tischlerei Markus Jussel

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